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The wave chaser

Die Wellenjägerinnen

Life, Stuff, Style - Folge 7

Das von der Sonne gewärmte Meer schwappt an den Strand. Mit jeder Ebbe wird neuer Sand freigelegt. Eine frische Leinwand, voller Potenzial. Das sieht die Gründerin der Surfschule, Maryam, auch in jeder ihrer Schülerinnen. Und das hat sie in ihrer Jugend in sich selbst gesehen. Wir befinden uns in dem farbenfrohen Dorf Aghroud, nördlich von Taghazout, an der windgepeitschten Küste Marokkos. Maryams Freundinnen und Mit-Surferinnen Chaimae und Salma treffen hinzu. Alle drei wollen mehr Frauen in ihren Sport bringen. Und zwar Welle für Welle.

Könnt ihr mir erzählen, wie ihr mit dem Surfen angefangen habt?

Maryam: Als ich mit dem Surfen anfing, bekam ich viel Unterstützung von den Freunden meines Bruders und von Einheimischen aus Tamraght. Alle kannten mich dort. Alle kannten die kleine Maryam, die darum kämpfte, ihre Wellen zu erwischen.

Salma: Ich begann mit dem Softtop, dem Anfängerboard. Ich hatte Leute beim Longboarden gesehen, und mir gefiel der Flow und wie entspannt es aussah. Es sprach mich einfach an, und ich dachte, ich werde auf so einem Board tanzen. Also habe ich das gemacht. Zu Beginn war Surfen für mich nichts. Und dann wurde es irgendwie alles.

Maryam: Ich weiß genau, was du meinst. Als ich meine erste Welle erwischt habe, war ich verliebt. Da waren nur ich und mein Board. Reiten, Bewegen. Ich habe mit einem Shortboard von meinem Cousin angefangen. Ein australisches Second-Hand-Board. Ich war so glücklich, aber es ging kaputt. Dann bat ich Leute, mir ihr Board zu leihen, selbst wenn es nur für eine Welle war. Ich wollte einfach raus. Um dieses Gefühl zu erleben.

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Und könnt ihr dieses Gefühl beschreiben?

Chaimae: Wenn ich im Wasser bin, vergesse ich, dass wir noch ein anderes Leben außerhalb haben. Es ist das beste Gefühl der Welt.

Salma: Manchmal ist man superängstlich, wenn die Wellen groß oder steil sind, und dann macht man den Take-Off und erlebt diesen Adrenalinschub. Es macht einfach Spaß, aber um einen herum passiert nichts mehr. Alles bleibt stehen.

Maryam: Im Meer zu sein nimmt alle negative Energie weg. Surfen kann Therapie sein. Es kann einem viel beibringen.

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Und wie hat sich das mit dem Surfen weiterentwickelt?

Maryam: Ich habe meinen ersten Wettbewerb gewonnen, als ich 14 war. Es waren nur zwei Mädchen im Finale. Das war der Moment, in dem ich sagte:‚ Eines Tages werde ich Champion. Also machte ich weiter mit den Wettbewerben und wurde fünfmal marokkanische Meisterin. Das war sensationell. Mit meiner Surfschule habe ich bei Null angefangen. Ich hatte kein Transportmittel. Ich habe Boards von Surfläden gemietet. Aber ich habe nicht aufgegeben. Ich begann vor etwa 11 Jahren zu unterrichten, und meine Schülerinnen kamen immer wieder und brachten auch Freundinnen mit. Ich kam von zwei bis drei Kundinnen pro Monat auf mehr als 25 oder 30 pro Monat. Die Surf-Community war klein, als ich anfing. Aber jetzt wächst sie. Zu Hause waren die meisten Einheimischen Fischer und Bauern. Jetzt sind viele von ihnen Surfer und Surf-Lehrer mit ihren eigenen Camps oder Schulen.

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Fangen mehr Frauen und Mädchen in Marokko mit dem Surfen an?

Maryam: Definitiv. Ich freue mich so, mehr Mädchen surfen zu sehen. Ich liebe es, zu sehen, wie sie besser werden. Ich hoffe wirklich, dass mehr Frauen anfangen, an Wettbewerben teilzunehmen und nicht aufgeben.

Chaimae: Es wäre großartig, in Zukunkft mehr Surf-Camps zu haben, und viele Hostels, in denen Surfer übernachten können. Auf diese Weise wird die Surf-Welt weiter wachsen.

Maryam: Im Moment arbeite ich daran, Retreats für Frauen zu organisieren. Und ich möchte auch eine weitere Surfschule am Meer haben. Das wäre ein Traum.“

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Wie hast du es erlebt, ein Geschäft zu leiten, Maryam?

Maryam: Als ich mich nur auf die Surfschule konzentriert habe, habe ich mich selbst völlig vergessen. Ich habe mich nicht mehr um mich selbst gekümmert. Und in diesem Jahr habe ich gesagt: ‚Nein, wenn es mir nicht gut geht, kommt mein Geschäft nicht voran‘ Jetzt da es wächst, ich stelle mich an erste Stelle und dann kommt mein Geschäft.

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Aus Interesse, wann ist eure Lieblingszeit zum Surfen?

Salma: Sonnenuntergänge sind immer die besten. Es ist eine schöne Art, den Tag zu beenden. Es ist eine richtiger Vibe. Das Wasser verändert sich, der Himmel bekommt neue Farben. Man reflektiert und denkt‚ Wow, ich habe es bis zum Ende des Tages an so einem friedlichen Ort geschafft.‘

Maryam: Und dann gehen wir essen! Gesundes Essen, aber wenn wir länger gesurft sind, dann haben wir auch einen Burger verdient.

Und schließlich, was würdet ihr jemandem raten, der überlegt, mit dem Surfen anzufangen?  Salma: Versuch am Anfang nicht zu viel. Geh es ruhig an und vergleiche dich nicht mit anderen, denn wir sind alle unterschiedlich.  Maryam: Deine erste Welle könnte gut sein. Die zweite Welle könnte nicht so gut sein. Du musst stehen und fallen können.  Es ist halt wie im richtigen Leben. Höhen und Tiefen. Du musst einfach alles nehmen, wie es kommt.
whitestuff