Die Frauen-Werkstatt
Von links nach rechts: Carol, Val, Ros (sitzend), Anne, Jacqui, Delia, Fiona (sitzend), Rosie, Teresa, Liz, Karen
Darüber abgebildet: Cheryl
Ros: Mein Mann und ich hatten immer eine Werkstatt oder ein Studio. Als wir vor ca. sieben Jahren nach Frome gezogen sind, ist er der sogenannten Männer-Werkstatt beigetreten. Ein Ort, an dem Männer zusammenkommen, um Sachen zu bauen und zu quatschen. Und ich fragte mich: Und was ist mit den Frauen? Es gab nicht viele Frauen-Werkstätten, was mich ärgerte. Also habe ich mich von Anfang an daran beteiligt.
Val: Wir hielten ein erstes Treffen ab, um zu sehen, ob genug Interesse an einer Frauen-Werkstatt bestand. Und wieviele Frauen kamen? Ungefähr 70!
Was bedeutet euch die Frauen-Werkstatt?
Fiona: Ich komme so gerne auf ein Schwätzchen und eine Tasse Tee her. Ich schwätze schon gerne. Aber das Beste ist, dass man etwas zu tun hat. Besonders jetzt, wenn die Abende dunkel sind. Wenn ich mich hinsetze, habe ich immer etwas zum Stricken, Basteln oder Nähen. Oder ich kann in die Garage gehen und irgenwas hämmern und bauen.
Val: Die meisten von uns sind mittlerweile in Rente. Da ist es schön, an einem Montag morgen etwas vorzuhaben. Weil das Wochenende vorbei ist und man sonst vielleicht ein bisschen verloren wäre.
Anne: Mir hat es etwas gegeben. Ich war so lange Mutter und meine Kinder sind groß geworden. Da wollte ich etwas nur für mich tun, nicht für irgendwen anders.
Liegt etwas Besonderes in der praktischen Natur der Werkstatt?
Carol: Es hat etwas, mit den Händen zu arbeiten. Und die Unterhaltungen, die sich währenddessen enfalten. Wenn man sich nicht nur gegenünbser sitzt und "Wie geht's?" fragt. Die Menschen öffnen sich mehr.
Könnt ihr einen typischen Tag in der Frauen-Werkstatt beschreiben?
Fiona: Die Werkstatt öffnet kurz vor 9 Uhr Montag morgens. Die Leute kommen, kochen Teewasser, machen die Lichter an, und stellen das Schild raus.
Val: Und die Kekse!
Fiona: Manche Leute bringen sich etwas mit, andere arbeiten an Gruppenprojekten wie dem Linus Quilt. Manchmal gibt es besondere Veranstaltungen, bei denen ein Mitglied der Werkstatt uns etwas vorstellt. Und manchmal haben wir sogar Redner von außerhalb.
Liz: Und die Männer sind auch willkommen.
Wie unterstützt die Werkstatt das Gemeinwesen?
Ros: Frome ist eine besondere Stadt, und wir haben jeden Sommer ein Festival für Kinder. Da haben wir große hölzerne Spiele gemacht, wie Boules und ein Riesenjenga.
Fiona: Wir haben auch Sets mit hölzernen Weihnachtsdekorationen gemacht, die an eine Schule für Kinder mit besonderen Lernbedürfnissen gegangen sind. Die Kinder haben die Sets gebaut und auf ihrem Schulfest verkauft. Und die waren alle aus gefundenem Holz gefertigt.
Liz: Wir haben Gartenmöbel für das Krankenhaus renoviert, Pflanzenkübel am Bahnhof angebracht, und Stoffschürzen für das Café gemacht. Und einige von uns machen Linus Quilts für Kinder im Krankenhaus, die sie mit nach Hause nehmen dürfen. Die werden mit Liebe gemacht und mit Liebe verschenkt.
Gibt es etwas, worauf ihr besonders stolz seid?
Teresa: Das Schaukelpferd. Ein ortsansässiger Schreiner hatte gefragt, ob jemand von uns Lust hätte eins zu machen. Er hat uns Holzstücke gegeben, und wir haben daraus Beine und den Kopf und so weiter gemacht. Und wir haben ein tolles Werkzeug gefunden, wenn man das Holz darin festschraubt ist es, als ob man Käse schneiden würde. Einfach...himmlisch.
Anne: In der Werkstatt geben wir Menschen die Gelegenheit, etwas zu tun. Etwas, das sie noch nie zuvor getan haben. Und man muss sich auch nicht verstecken, wenn man etwas noch nie gemacht hat, man kann es einfach ausprobieren.
Teresa: Ganz genau. Wir haben so viele Fähigkeiten erworben. Und zusammen daran gearbeitet. Als der Schreiner wiederkam, und es gesehen hat, sein Gesicht! Er war ganz schön verblüfft. Er hat gesagt, es sei besser als er erwartet hatte.
Rosie: Und zu denken, ich habe das geschafft. Was für ein Schub fürs Selbstbewusstsein.
Könnt ihr ein bisschen mehr über das Selbstbewusstsein und Empowerment sprechen, das die Werkstatt fördert?
Ros: Es hat sich eine Dame bei uns gemeldet, die einen schlimmen Unfall gehabt hatte und seit 10 Jahren nirgendwo alleine hingegangen ist. Und wir haben sie nach und nach in den Raum gelockt. Sie hat sich sehr entspannt und und ist ein glückliches Mitglied. Sie lebt wieder ihr Leben, schwimmt, reist, und kümmert sich um ihre Pferde. Ich möchte behaupten, dass unsere Werkstatt maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sie diese Sperre überwunden hat.
Bald ist Weltfrauentag. Was bedeutet das für euch?
Cheryl: Es ist echt toll, eine Gruppe Frauen zu haben, die dich akzeptieren. Bis vor 5 Jahren hatte ich nie in einem Rollstuhl gesessen. Ich war eine aktive, vielbeschäftigte Frau mit eigener Firma. Und jetzt kann ich meine Hände nicht mehr benutzen, aber ich mache beim Kaffeetrinken mit. Und hoffentlich bei einem Schokokeks.
Ros: Es bestärkt uns, uns zu treffen und uns auszutauschen, oder?
Anne: Es ist klar, wenn man sich nicht mehr um eine Familie kümmern oder arbeiten muss, will man etwas tun. Etwas lernen. Wir wollen nicht so bleiben, wie wir waren. Es gibt mehr. Der Tag selbst ist eine Erinnerung daran, dass viele Frauen sehr unsicher sind, wenn es um ihre Fähigkeiten geht. Aber sie haben sie. Auf jeden Fall.
Fiona: Und darum geht es bei der Werkstatt. Sie zum Vorschein zu bringen.
Anne: Und nicht nur die Werkstatt, sondern auch der Weltfrauentag zeigt, dass es möglich ist. Du hast eine Stimme. Die sollte gehört werden.
Jacqui: Jeder Tag ist Frauentag!
Und zum Schluss, stellt euch vor, ihr könntet ein magisches Werkzeug erwerben. Was wäre es, und was würdet ihr damit bauen?
Delia: Oh, müssen wir etwas damit bauen? Ich hätte sonst einen Hottub vorgeschlagen!
Rosie: Ich würde für eine gewerbliche Nähmaschine stimmen. Und damit Handtaschen machen.
Karen: Einen Webstuhl.
Liz: Du meinst wohl eine Cappuccinomachine.
Karen: Das meinte ich nicht, aber die Idee ist noch besser.
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